Mitten im Sturm

Zu zehn Jahren Haft wurde die sowjetische Lehrerin und Autorin Eugenia Ginzburg, unter der Herrschaft des Diktators Stalin, bei der politischen Säuberung, im internationalen Drama „Mitten im Sturm“ verurteilt. Ihr Mann, der ebenfalls eine hohe Gefängnisstrafe erhielt, begeht Suizid. Ihr ältester Sohn Aljosha erleidet bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges den Hungertod in Leningrad.

Mitten im Sturm
Dauer: 105 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Marleen Gorris
Produzenten: Christine Ruppert
Hauptdarsteller: Ulrich Tukur, Emily Watson
Nebendarsteller: Ian Hart, Benjamin Sadler, Agata Buzek
Studio: CLA GmbH
Sprachen: Deutsch

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Nachdem einem gescheiterten Selbstmordversuch wird Eugenia in das Krankenlager gebracht und lernt dort den Homöopathen Anton Walter kennen. Durch seine Hilfe bekommt sie eine Stellung als Krankenschwester im Lager. Das bedeutet für sie nicht nur leichtere Arbeit und besseres Essen, auch ihre Bildung findet Anerkennung. Anton und Eugenia kommen sich näher, doch es dauert noch viele Jahre bis sie ihr gemeinsames Glück finden.

Besetzung, Drehorte & Hintergrundinformationen

Marleen Gorris ist eine niederländische Regisseurin und Autorin. Mit dem Film „Antonias Welt“ gewann sie im Jahr 1995 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Mit der Literaturverfilmung „Mitten im Sturm“ im Original „Within the Whirlwind“ aus dem Jahr 2009, von der sowjetischen Journalistin und Hochschullehrerin Jevgenija Ginsburg, verabschiedete sich Gorris von der Kinoleinwand. Als Drehbuchautorin fungierte Nancy Larson. Die musikalische Gestaltung übernahm der Jazzmusiker Wlodek Pawlik. Kinematograf war Arkadiusz Tomiak. Die Autobiografie ist eine internationale Produktion der Länder Deutschland, Belgien, Frankreich und Polen.

Besetzt wurde das Drama mit der britischen Filmikone Emily Watson („Hilary und Jackie“), Ian Hart, Pam Ferris und dem deutschen Schauspieler Ulrich Tukur („Das Leben der Anderen“). „Mitten im Sturm“ wurde bereits 2009 gedreht, kam jedoch aufgrund widriger Umstände erst am 5. Mai 2011 in die deutschen Kinos, mit einer Laufzeit von 110 Minuten und einer FSK von 12 Jahren.

Drehorte waren Deutschland und Polen. Premiere feierte das Drama am 18. September 2009 auf dem polnischen Filmfestival in Gdynia. Das weltweite Einspielergebnis lag bei nur 17.517 US-Dollar.

Inhalt & Handlung vom Film „Mitten im Sturm“

Im Jahr 1937, zur Zeit des Diktators Stalins unterrichtet die privilegierte Professorin Eugenia Ginzburg an der Universität von Kasan, der Hauptstadt der Sowjetrepublik Tatarstan. Die zweifache Mutter ist, ebenso wie ihr Mann Pavel, Mitglied in der kommunistischen Partei.

Nach dem früheren Attentat auf den Parteisekretär Kirov beginnt Stalin eine politische Säuberungsaktion, der auch Eugenia, ihr Mann und einige ihrer Schüler zum Opfer fallen. Unter absurden und falschen Anschuldigungen wird die junge Frau zu 10 Jahren Straflager in Sibirien verurteilt.

Unter schwersten klimatischen und körperlichen Bedingungen muss Eugenia harte Waldarbeit verrichten und gerät wie die anderen Mitgefangenen an die Grenzen ihrer Kraft. Um sich abzulenken, rezitiert sie Gedichte, mit denen sie früher ihre Studenten unterrichtete. Damit hilft sie sich nicht nur selbst, sondern motiviert auch ihre Mitgefangenen, dass harte Leben leichter zu ertragen.

Ihr Mann, der ebenfalls eine hohe Gefängnisstrafe erhielt, nimmt sich noch während der Untersuchungshaft das Leben. Und damit nicht genug, ihren ältesten Sohn Aljosha ereilt bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges durch die Belagerung der Stadt Leningrad der Hungertod. Für Eugenia eine unerträgliche Situation, da sie vor ihrer Verhaftung Aljosha seine Süßigkeiten wegnahm. Die ehemalige Lehrerin verliert ihren gesamten Lebensmut und wählt den Freitod durch Erfrieren.

Gerade noch rechtzeitig wird Eugenia vom Wachpersonal gefunden und auf die Krankenstation des Arztes Anton Walter gebracht. Dessen Hilfe lehnt sie jedoch ab, da sie in ihm einen sowjetischen Angestellten vermutet. Mit viel Einfühlungsvermögen kann er sie jedoch überreden, eine Stellung als Krankenpflegerin anzunehmen. Dies erleichtert Eugenia das schwere Lagerleben in „Mitten im Sturm“ enorm.

Sie ist sehr überrascht, als sie erfährt, dass auch Anton ein wolgadeutscher Gefangener ist. Und es bleibt ihr ein Rätsel, wie er die das russische Wachpersonal zuvorkommend behandeln kann, da seine Frau und seine zwei Kinder in einem der Lager den Tod fanden.

Im Laufe der Zeit verlieben sie sich ineinander. Doch eine Beziehung zwischen Häftlingen ist verboten. Deshalb wird Anton in ein Bergwerk zum Absitzen der restlichen Strafe versetzt. Ihre Wege trennen sich mit dem Versprechen, dass Anton bei der Entlassung von Eugenia auf sie vor dem Gefängnistor warten wird.

Endlich ist es so weit. Eugenia hält den Entlassungsschein in den Händen. Sie ist nun frei, darf aber erst nach fünf Jahren nach Tatarstan zurück. Eine weitere Enttäuschung erwartet sie. Denn Anton erwartet sie nicht wie versprochen vor dem Lager. Verzweifelt macht sich Eugenia allein auf den Weg, als ihr im Schneegestöber Anton in „Mitten im Sturm“ entgegen kommt…

Während der Zeit seiner Diktatur hat Josef Stalin 18 Millionen Menschen in den Gulag (Straf- und Arbeitslager) geschickt. 5 Millionen kamen nicht mehr zurück.

Genia und Anton haben geheiratet. Ihr Sohn Vashya, inzwischen 14 Jahre alt, kam zu ihnen nach Sibirien. Sie adoptierten das kleine Mädchen Antonina, der Name von Antons verstorbener Tochter. Im Jahr 1955 wurde Eugenia komplett rehabilitiert.

Filmkritik und Fazit zum Film „Mitten im Sturm“

Wie in ihren vorherigen Filmen „Antonias Welt“ und „Mrs. Dalloway“ steht auch in „Mitten im Sturm“ eine starke weibliche Persönlichkeit im Focus des Geschehens. Auf der Basis der Memoiren der sowjetischen Jevgenija Ginsburg, erzählt das Drama von dem Sturz einer hochrangigen Professorin und ihrer 10-jährigen Inhaftierung in einem sowjetischen Gulag. Das schwere Schicksal bringt sie an dem Rande eines Selbstmordes. Doch mit ihren Mitgefangenen und dem Arzt Anton schafft sie es, wieder eine Perspektive in ihrem Leben zu finden.

Der Film handelt von einer Zeit, in der das Wort „Recht“ ein Fremdwort war, dass muss die Protagonistin Eugenia, großartig verkörpert von Emily Watson, am eigenen Leib erfahren. Allerdings zeigt der Film nicht die absolute Wahrheit. Die menschlichen Dramen, die sich in dieser Zeit abspielten, kann der Zuschauer nur vermuten, denn das wirklich harte Lagerleben wird nicht vertieft und die poetischen Zitate lenken von der Realität ab. Auch die Nebenrollen finden nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt, vielmehr liegt das Hauptaugenmerk auf der Liebesgeschichte von Anton und Eugenia.

Trotzdem ist es der Regisseurin Gorris wiederum gelungen einen außergewöhnlichen Film zu drehen, denn bisher gibt es nur wenige Filme, die über das Leid dieser darin inhaftierten Menschen in den Gulags erzählen.

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